Jahrestagung 2014

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Alles neu? Bibliothekarisches Berufsbild im Wandel

Bericht über die Jahrestagung 2014 des Arbeitskreises kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (KRIBIBI)

Peter Jobmann, Diplombibliothekar der Stadtbibliothek Buxtehude in Deutschland und Demokratiepädagoge, übernahm bei dieser von Nikolaus Hamann geleiteten Tagung (7. und 8. November) die Aufgabe, theoretisch in das Thema „Berufsbild“ einzuführen, indem er sich zuerst intensiv mit dem Berufsbegriff an und für sich auseinandersetzte. Diesen gibt es in seiner heute gültigen Bedeutung erst seit etwa 90 Jahren, als „gesellschaftliches Phänomen“ (Helmut Schelsky) entstand er parallel zur Entwicklung der Industriegesellschaft. Die große Frage ist, ob er mit der Ablösung dieser Form der Ökonomie und der ihr eigenen Arbeitsbeziehungen auch wieder verschwinden wird. In diesem Zusammenhang thematisierte Jobmann die Überlegung, ob nicht mit der Veränderung der Komplementärrelation BibliothekarIn/LeserIn zu BibliothekarIn/KundIn die Aufgabe von BibliothekarInnen unzulässig auf eine rein wirtschaftliche Sicht reduziert werde. In seinen Augen sei es notwendig, die Beziehung zwischen Bibliotheken und ihren NutzerInnen als eine Ausformung des demokratischen Zusammenlebens zu begreifen.

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Der Samstag Vormittag war drei bibliothekarischen Ausbildungsschienen gewidmet. Markus Feigl (BVÖ | Strobl-Ausbildungen), Fabrizio Sommavilla (Akademie der bildenden Künste | Lehrausbildung „Archiv-, Bibliotheks- und InformationsassistentInnen“) und Eva Ramminger (TU Wien | Universitätslehrgange „Library and Information Studies“) filterten aus den jeweiligen Zielen und Inhalten das dahinter stehende Berufsbild. Feigl konstatierte, dass jenes der Lehrgänge in Strobl noch sehr traditionell sei und aktuell den neuen Herausforderungen angepasst werde. Sommavilla erläuterte die seit 2004 existierende Lehrausbildung, deren AbsolventInnen sich als einzige Gruppe auf ein gesetzlich abgesichertes Berufsbild berufen können. Über die 2013 durchgeführte Reform der Universitätslehrgänge in Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck berichtete Eva Ramminger. Anhand einer Auswertung der Stellenausschreibungen von zwei Monaten listete sie die am meisten nachgefragten Anforderungen auf, wobei eine bibliothekarische Ausbildung immer noch an der Spitze liege, nicht facheinschlägige Kenntnisse aber stark aufholten. Auf die Erkundigung, wie weit Informationsethik in den jeweiligen Ausbildungen eine Rolle spiele, findet sich diese gegenwärtig nur im Rahmen des Aufbau-Universitätslehrgangs „Library and Information Studies MSc“ wieder.
Auf der Seite www.bibliotheksausbildung.at lassen sich genauere Informationen abrufen.

Zwei wichtige Schwerpunkte bibliothekarischer Arbeit standen im Mittelpunkt des Nachmittags. Susanne Kappos (Büchereien Wien) führte in die Kinder- und Jugendanimation in Bibliotheken ein, Werner Schöggl (BM:BF) erläuterte die Herausforderungen, die durch die vorwissenschaftliche Arbeit angehender MaturantInnen auf Bibliotheken zukommen. Beide leiteten im Anschluss parallel laufende Workshops. Berichte darüber schlossen den inhaltlichen Teil der Tagung ab.

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