!? Das Aus für die Förderungsstellen ?!

Die Info-Tage zur Weiterbildung vermitteln ein beeindruckendes Bild der Leistungen österreichischer Erwachsenenbildung und ihrer engagierten MitarbeiterInnen. Einmal mehr wird dadurch bewiesen, dass Weiterbildungseinrichtungen den Weg an die Öffentlichkeit nicht zu scheuen brauchen.

Abseits dieser Öffentlichkeit und der vom veranstaltenden Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur verkündeten Feststimmung vollzieht sich seit einiger Zeit ein anderer Prozess.

Regierung demontiert still und heimlich die Förderungsstellen des Bundes für Erwachsenenbildung

In 7 Bundesländern gibt es diese Fachstellen, eine bundesstaatliche Einrichtung für Organisationen der Erwachsenenbildung, für persönliche Bildungsberatung und für Öffentliche Bibliotheken, und sie sind in den fast 30 Jahren seit ihrer gesetzlichen Fixierung zu unverzichtbaren, dezentralen Einrichtungen für strukturelle und persönliche Entwicklung durch Bildung geworden. Nun sollen sie abgeschafft werden.

Abgeschafft wird damit:

  • Die Beratung und Förderung der kleineren Bildungswerke und Öffentlichen Bibliotheken in dezentralen Orten, die meist ehrenamtlich geführt werden und die vor allem bei innovativen Vorhaben Unterstützungen brauchen.

  • Eine persönliche Bildungsberatung von Erwachsenen. Die beste Seite im World Wide Web kann nicht persönliche Beratung ersetzen.

  • Die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der BibliothekarInnen an Öffentlichen Bibliotheken. Etwa 80 % der Öffentlichen Bibliotheken in den Bundesländern werden ehrenamtlich geführt. Diesen engagierten BibliothekarInnen wird eine professionelle Betreuung genommen.

 

Schon durch die im Verwaltungsreformgesetz 2001 vorgesehen gewesene (aber gescheiterte) Übertragung der Geschäfte der Förderungsstellen an die Länder wäre ein Instrument für die Umsetzung einer bundesweiten Erwachsenenbildungspolitik zerstört worden.

Bund ist zur Erhaltung der Förderungsstellen verpflichtet

Jetzt aber hat das Bildungsministerium begonnen, mit der stillen Liquidierung der Förderungsstellen vollendete Tatsachen zu schaffen:

  • Im Budgetentwurf 2003 ist kein Ansatz für die Förderungsstellen vorgesehen.

  • Mietverträge für die Lokale der Förderungsstellen wurden bereits gekündigt.

  • Die Personalabteilung des Bildungsministeriums legt den MitarbeiterInnen der Förderungsstellen dringend nahe, sich versetzen zu lassen und verordnet zugleich absolutes Stillschweigen.

Alle diese Maßnahmen werden am Rande der Legalität gesetzt, denn eine Auflösung der Förderungsstellen ist nur mit einer Änderung des „Bundesgesetzes zur Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwesens“ vom 21. März 1973, BGBl. 171, möglich.

Der Arbeitskreis kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare im Renner-Institut (KRIBIBI) – eine Plattform von fortschrittlichen und bildungspolitisch engagierten BibliothekarInnen aus öffentlichen Bibliotheken aller Bundesländer – betrachtet diese Entwicklung mit größter Sorge, denn die Liquidierung der Förderungsstellen mit den Büchereistellen

  • ist ein Affront für alle, die sich ehrenamtlich in Bibliotheken und Bildungswerken engagieren. Damit wird nicht nur deren Motivation getroffen, sondern auch die Entwicklung der kleineren Bibliotheken und Bildungswerke für zeitgemäße Ansprüche;

  • bedeutet eine Benachteiligung für Menschen im ländlichen Raum und sozial Schwächere, denen die Moglichkeit zu unabhängiger qualifizierter Bildungsberatung genommen wird;

  • offenbart den Bankrott der Erwachsenenbildungspolitik der ÖVP/FPÖ-Regierung.

Arbeitskreis kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare im Renner-Institut (KRIBIBI)