Viele Unterlagen zu KRIBIBI gibt es bei der/dem jeweiligen Vorsitzenden. Das Archiv des Arbeitskreises und jetzt Vereins kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (KRIBIBI) befindet sich im Österreichischen Volkshochschularchiv  und kann dort nach Terminvereinbarung eingesehen werden.

Jahrestagung 2016 Kurzbericht

„Armut und Bibliotheken – eine Herausforderung“
Jahrestagung des Arbeitskreises kritischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (KRIBIBI) am 4. und 5. November 2016

Armut ist ein Thema, mit dem sich auseinanderzusetzen für Bibliotheken durchaus lohnend ist, sind doch sowohl Volksbüchereien als auch öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliotheken Institutionen, die allen Teilen der Bevölkerung offenstehen (sollen).

Bei der Auftaktveranstaltung am Freitagabend stellte Frau Ass.Prof.in Dr.in Christine Stelzer-Orthofer von der Universität Linz 5 Thesen in den Raum, anhand derer sie die Parteiprogramme der Parlamentsparteien sowie von Piratenpartei und KPÖ bezüglich der Aussagen über Armut und deren Bekämpfung untersuchte. Ihre Vortragsfolien – wie auch die von Elisabeth Kapferer und Karsten Schuldt sowie ein längerer Bericht – können auf der Webseite www.kribibi.at eingesehen werden. Ihr Resümee lautete: „Der vermeintliche Kampf gegen Armut wird daher nicht selten zu einem Kampf gegen die Armen, wie das aktuelle Beispiel zur Reform der Bedarfsorientierten Mindestsicherung zeigt.“

Am Samstagvormittag eröffnete Frau Mag.a Elisabeth Kapferer vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg mit „Zahlen – Daten – Fakten über Armut in Österreich“, wobei auch Innensichten betroffener Personen nicht fehlten. In einer Zusammenstellung unbedingt notwendiger Ausgaben, die sie mit den Teilnehmer*innen gemeinsam vornahm, stellte sich heraus, dass für ein auch nur annähernd gutes Leben mindestens 1.800 Euro benötigt würden, während die Mindestsicherung für eine Person nur bei knapp 840 Euro liegt.

Den ersten Teil des Nachmittags bestritt Dr. Karsten Schuldt vom Institut für Informationswissenschaft in Chur mit kritischen Anmerkungen zu der Frage „Was sollen Menschen in Armut eigentlich in der Bibliothek?“. Er konstatierte grundsätzliches Interesse in Bibliotheken, sich mit dem Thema Armut zu befassen, jedoch wenig konkretes Wissen darüber, wie sie ihrem Anspruch gerecht werden können.

Danach nahmen Vertreter*innen der Katholischen Sozialakademie, der Armutskonferenz sowie der Parteien SPÖ, Grüne und Neos Platz. Die Frage an sie lautete: „Was tun gegen Armut und soziale Ausgrenzung?“ Zwei von mehreren Diskutant*innen angesprochene Rezepte waren eine ausreichende Grundsicherung sowie Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich; nur ein Diskutant konnte dem nichts abgewinnen. Diskutiert wurde auch über Bildung als Vorsorge gegen Armutsbedrohung. In diesem Zusammenhang stellte der Moderator die Frage, ob nicht gerade die Bibliotheken als größte außerschulische Bildungseinrichtung besonders gefördert werden sollten. Er zeigte auf, dass die Staatsoper vom Bund pro Besucher*in 100 € Basisabgeltung erhält, während die Öffentlichen Büchereien – bei 17 mal mehr Besucher*innen – nur knapp 6 € ausgeben können. Mit dem Appell an die Politiker*innen, dies großflächig zu kommunizieren, endete die Tagung.

Nikolaus Hamann, Bibliothekar i.R.
Co-Koordinator von KRIBIBI